Lieber Plattendecker,
die Rezepte sind ja nun da. Ich neige aber (forenbekannt) zum Grundsätzlichen, was mich demnach auch in eine grundsätzliche (aber zahlen- und mathematikfreie) 'Abhandlung' treibt, um das Problem so darzustellen, dass du Entscheidungen im Rahmen deiner Ansprüche und Vorstellungen fällen kannst:
Die Abschlusskapazität einer Quelle bestimmt den Höhenfrequenzgang umso mehr, als jene Quelle im Falle von MC wie MM nicht nur ohmsches (Widerstand), sondern auch induktives Verhalten (also als Spule) zeigt. Die in der breitbandigen Audiotechnik gepflogene Verbindungsweise von Geräten ("Spannungsanpassung": Senke schließt Quelle mit wenigstens dem zehnfachen Ausgangswiderstand der Quelle ab) versucht ohmsches und komplexes Verhalten an den Schnittstellen nach Maßgabe der Frequenzganganforderungen unter einen Hut zu bekommen. Abtastsysteme sind da durch ihre relative Hochohmigkeit etwas heikel.
Der billigste Weg für dich wäre der, die Datenblätter des Systemherstellers zum Thema zu befragen, denn der sagt in der Regel etwas zur von ihm vorgesehenen Abschlusskapazität. Ortofon hält sich da bem MC-1 fürnehm zurück, weil man nur eine Abschlusskapazität von <500 pf angibt. Das erscheint insoweit realistisch, als der Innenwiderstand des MC-1 niedriger liegt als der vergleichbarer MM-Systeme. Es sollte also sich selbst beim Anklemmen des 300-pf-Parallelkondensators noch nichts allzu Dramatisches tun, siehe Jürgens und Andreas' Anmerkungen.
Wenn dir das aber als Auskunft zu labil ist, dann empfiehlt sich der Erwerb einer RIAA- (bzw. DIN-)Messplatte professionellen Zuschnittes (der Beuth-Versand in Berlin hat wohl noch etwas an Neubestand), mit der du unter Beteiligung eines Millivoltmeters (und ein wenig 'Gewusst-wie') klären kannst, ob dein -einwandfrei justiertes, aber das ist dir ja klar- System frequenzlinear wandelt.
Wenn ein Höhenabfall zu konstatieren ist, liegt die gewählte Lastkapazität (bestehend aus Kabel-, Verstärkereingangs- und separat zugeschalteter Abschlusskapazität) zu hoch, du musst also deine Abschlusskapazität verkleinern (et vice versa). Wenn du bis 16 kHz mit ± 3 dB gut drauf bist, ist eh' mehr gelaufen, als aus der Platte herausgeht.
Das ist der Königsweg, um jeder fruchtlosen Diskussion zu so genannten Klangfragen aus dem Wege zu gehen, da der Verstärker vergleichsweise wenig zur Wiedergabequalität beitragen kann. Sie ist beim Plattenverfahren eben zuerst einmal ein ganz mechanisches (Abtaster-)Problem mit jeder Menge von Klippen. Ehe der Verstärker Ärger macht, kracht erst einmal das System (auch das elliptische...), namentlich zum Innenraum hin, wo die Rillengeschwindigkeit ihr Minimum erreicht. Dabei spielt ('u. A.') nicht nur die geometrische Systemjustage (minimaler Spurfehlwinkel) eine große Rolle, sondern auch die Abtastfähigkeit des Systems, der Nadelschliff, die Anlage des Tonarmes, der angemessen gewählte Auflagedruck (keinesfalls zu niedrig!, nie weniger als 'empfohlener Maximaldruck -20%') und nicht zuletzt die in der Platte erworbene Modulation selbst. Durch die so genannte Radiuskompensation des Frequenzganges, die durch die ja einiger Veränderung (1:2,2) unterworfene Rillengeschwindigkeit vom Überspieltechniker nach Gutdünken/Erfahrung gewählt werden muss, dreht ja schon der (und lange vor deinem Plattenerwerb...) an so elementaren Dingen wie dem Frequenzverhalten einer Platte herum.
Also: Millvoltmeter und Messplatte, und du weißt (bezüglich der gestellten Frage....), wo du bist.
Hans-Joachim